Direkt zum Inhalt wechseln

STELLUNGNAHME ZU DEN EREIGNISSEN VOM 30. SEPTEMBER

Mittlerweile dürfte hinlänglich bekannt sein, dass es letzten Samstag anlässlich des Fussballspiels GC-YB am Bahnhof zu einem Zwischenfall mit der Polizei gekommen ist.

Entgegen der Medienberichterstattung, die sich zwischen der Polizeimeldung und den ersten Statements nach Bekanntgabe der Massnahme durch die KKJPD von einer einfachen Auseinandersetzung zu einem veritablen Gewaltexzess gesteigert hat, haben wir den Abend etwas anders wahrgenommen.

Seit einiger Zeit haben wir den Weg von Altstetten ins Letzigrund immer mit einem Fanmarsch zurückgelegt – mal mit einer grossen Gruppe mitgereister Fans, mal mit einer kleineren. Auch am vergangenen Samstag standen alle Zeichen auf grün für einen entsprechenden Fanmarsch. Erst auf dem Weg nach Zürich, notabene ca. fünf Minuten vor Ankunft, erreichte uns die Nachricht, dass wir eventuell nicht laufen könnten. Nach dem Verlassen des Extrazuges präsentierte sich uns die Situation am Bahnhof wie immer: Polizeipräsenz vor Ort, jedoch keine Absperrungen und auch keine weiteren Infos. Der Marsch formierte sich und die Spitze des Zugs passierte unbehelligt die lose auf dem Weg postierten Polizeibeamt:innen – ohne Rückruf, ohne Marschverbot. Und dann ging plötzlich alles ganz schnell: Für uns ohne ersichtlichen Grund, kamen Gummischrot (auf Kopfhöhe und aus kürzester Distanz), Pfefferspray und Tränengas zum Einsatz. Dass eine Reaktion von uns nicht ausblieb, ist indes kaum erstaunlich. Ebendiese, inklusive der Zerstörung eines VBZ-Busses, wird von uns intern auch diskutiert und kritisch hinterfragt, diese Diskussion kann und wird jedoch nicht öffentlich stattfinden. Unterdessen war sich die Polizei nicht einig, wie mit uns umzugehen ist. Während die einen verlauten liessen, wir hätten uns in die Busse zu setzen, meinten andere, sie liessen uns – ohne einzugreifen (O-Ton!) – passieren.

Durch diese erneute Fehlkommunikation erwarteten wir nun also, den Marsch zum Stadion doch noch antreten zu können und waren nicht minder überrascht, als kurze Zeit später erneut die ganze Palette an Einsatzmitteln zur Anwendung kam.

Wenn wir uns auch kritisch hinterfragen, so kritisieren wir doch in erster Linie das Vorgehen der Zürcher Polizei: Der Entscheid, uns nicht laufen zu lassen, der Zeitpunkt der Mitteilung, die fehlende Kommunikation vor Ort und das Verschweigen der Kriterien, die diesen Entscheid herbeigeführt haben, sind für uns inakzeptabel.

Besonders absurd erscheint die Vorgehensweise vor dem Hintergrund, dass die Fans des FC St. Gallen eine Woche zuvor unbehelligt haben laufen können – auch gegen GC, ebenfalls zur (Samstags-)Partie um 20.30 Uhr.

Die Behörden beinahe aller Kantone betreiben seit einiger Zeit aktiv Politik, am liebsten auf dem Rücken von uns Fussballfans. Mehrfach wurde von sinnlosem und übermässigem Eingreifen der Einsatzkräfte berichtet, wer nicht selbst vor Ort war, schenkt jedoch den Medienmitteilungen der Behörden tendenziell mehr Glauben. Aktuell wird die Debatte um Fangewalt von allen Seiten angefacht und durch die Medien denkbar ungünstig hochstilisiert. Dieses Spiel wiederholt sich alle vier Jahre, pünktlich zu den Wahlen. Und ins selbe Horn pustet auch die KKJPD, die mit immer härteren Massnahmen ein vermeintliches Problem in den Griff zu kriegen versucht, dass sich in den vergangenen Jahrzehnten durch eine bewährte Strategie aus Dialog und Sozialarbeit längst beruhigt hat. Ein Stadion mit seinem Publikum ist immer ein Abbild des Querschnitts der Gesellschaft. Durch Repression und Kollektivstrafen verschwinden vermeintliche „Problemfans“ nicht. Wir fordern alle beteiligten Parteien und Behörden dazu auf, den kürzlich steil eingeschlagenen Weg der Repression und der Massnahmenspirale zu überdenken und zurück auf den Pfad des Dialogs und einem gesunden Austausch zu finden!

Kaskadenmodelle und selbsternannte Strassenpolitiker:innen führen in eine Sackgasse.

Fuessbau isch Freiheit, isch Usdruck vo Lideschaft, das cha üs niemer wägnäh!

Ostkurve Bern und GSS